Hellas Türkiye
Gestern hat die Türkei im WM-Qualifikationsrückspiel gegen die Schweiz mit 4:2 gewonnen. Genützt, hat das nichts, denn das Hinspiel ging in der Schweiz mit 0:2 verloren. Damit sind die Schweizer aufgrund der Anzahl ihrer Auswärtstore für die WM2006 in Deutschland qualifiziert, die Türkei darf nur zuschauen. Und das ist nach den Ereignissen nach dem Abpfiff auch gut so!
Denn was sich nach dem Schlusspfiff in Istanbul passierte, spottet jeder Beschreibung: Sofort nach dem Abpfiff wurde die Jagd auf die Schweizer Spieler eröffnet, die sich in den Kabinengang flüchteten. Wurfgeschosse prasselten auf das Plexiglasdach. Die Schweizer wurden von Ordnern, Ersatzspieler und Spieler geschlagen und getreten. Einige keilten - verständlicherweise - nach Augenzeugenberichten zurück und sich Ihrer Haut zu erwehren.
Reporter und Kamerateams wurden tätlich angegriffen und massiv an der Berichterstattung gehindert, in dem Wissen das diese Bilder später als Beweise gedient hätten. Der Reporter im schweizer Fersehen war umringt von Sicherheitskräften, die seinem Kameramann partout nicht erlaubten, der Gang, die Sicherheitskräfte oder etwas anders außer den Reporter vor der Wand zu filmen. Noch über eine Stunde nach der Partie saß die Schweizer Delegation in der Kabine.
Dem türkischen Fußball-Verband droht nach den Ausschreitungen - berechtigterweise IMHO - gegen die Schweiz die Disqualifikation für die nächste EM oder WM-Qualifikation. Fatih Terim, die türkische Nationalmannschaft (vor allem Emre, die Pfeife!) und die weiteren Beteiligten sind mehr als schlechte Verlierer.
Skandalös, bizarr und peinlich. Andere Worte fallen mir nicht ein, wenn "normale" Zuschauer sich wie Hooligans verhalten und Ordner in Fair-Play-Leibchen grundlos auf den schweizer Torwarttrainer losgehen (der kam wortwörtlich mit dem blauen Auge davon...)
Desweiteren scheint die Wahrnehmung von vielen Türken einfach verzerrt zu sein, indem den Schweizern oder der FIFA die "Schuld" für die Ereignisse zugeschoben wird. Verrückt! Weder die Fifa, noch die Schweizer - egal ob Zeitungsredakteure oder Zuschauer in den Stadien - haben Tätlichkeiten begangen. Diese Grenzen dürfen im Sport einfach nicht überschritten werden!
Damit haben sich die Türken einen wahren Bärendienst erwiesen, vor allem was Ihr Ansehen in der Welt betrifft. Das Türken-Bild hier in vielen Köpfen, schwankt zwischen sozialen Problemen, Billigläden, Kopftüchern, Goldkettchen, Handys, dicken Autos mit getönen Scheiben und Hammelkottlets. Die Ereignisse gestern haben es nicht einfacher gemacht, diese Vorstellungen zu widerlegen - ganz im Gegenteil.
