ACHTUNG ACHTUNG ACHTUNG! Aufgepasst und hergehört liebe Spielegemeinde: Wer dieses Game verpasst ist selbst schuld, denn wirklich innovative Spiele sind heutzutage leider rar geworden.
Große Publisher setzen lieber auf den Mainstream, der sich eher durch exklusive Lizenzen (z.B, EA mit NFL, NBA, FIFA etc.) oder bahnbrechende Grafik oder sonstigem Schnickes auszeichnet, als durch neue Ideen.
Doch Introversion Software, verantwortlich für den vier jahre alten Geheimtip Uplink, geht mit der neuesten Veröffentlichung Darwinia diesen steinigen Weg weiter - und das sehr beindruckend. Doch worum geht es eigentlich?
Die Hintergrundgeschichte ist schnell erzählt: Dr. Sepulveda, ein britischer Wissenschaftler, der durch Herstellung und Verkauf eines Home-Computers sehr erfolgreich geworden ist, scheitert mit seinem verbuggten Nachfolger-Modell und geht mit seinem Unternehmen konkurs. Doch Sepulveda gibt nicht auf: Um sein neues Ziel - digitales Leben zu erschaffen - zu erreichen, vernetzt er jede Menge Computer zu einem Quantum-Computer und lässt somit eine wunderbare virtuelle Welt entstehen in der der Darwinismus, also das Gesetz des Stärkeren gilt, in der fröhliche grüne 2D-Sprites - die Darwinians - leben, die - man lese und staune - eine Seele besitzen.
Wenn ein Darwinian stirbt, wandert seine Seele zu einem Knotenpunkt um dann dort "wiedergeboren" zu werden. Doch - wie könnte es anders sein - irgendwie haben sich Viren eingeschlichen, die sich zum Leidwesen der Sprites, in unglaublicher Geschwindigkeit verbreiten (- wie in der Realität... ;-)) Des Spielers Aufgabe ist es, Dr. Sepulveda bei seinem Kampf gegen die roten Viren zu unterstützen. Dafür müssen die süssen grünen Sprites beschützt und geleitet werden...
Wer jetzt denkt, er hätte eine x-beliebiges Strategiespiel vor sich irrt gewaltig! Darwinia ist anders, das kann man mit einem einzigen Blick in die Spiellandschaft erkennen. Keine High-End Grafik Effekte, keine aufwendige Physik-Engine und keine detaillierten Texturen - wer Darwina betritt fühlt sich mitten in das Computerinnere von TRON gebeamt. Introversion Software hat es geschafft diesen Charme des Klassiker perfekt einzufangen und auch sonst erinnert vieles an alte Arcade-Hits wie Centipede, Space Invaders oder Defender.
Die Steuerung der ist intuitiv und wird in einem netten Tutorial gut erklärt. Die Kamera lässt sich frei schwenken und per Mausrad nach belieben zoomen. Die 'Squads' lassen sich mit einfachen Klicks durch die Landschaft manövrieren, wobei mit der rechten Maustaste Lasern abgefeuert und gleichzeitig mit der linken eine Granate geworfen werden können (anyone here remembers 'Cannon Fodder'? ;-)...) Aber so ganz nutz- und hilflos sind unsere grüne Freunde nicht - im Gegenteil: Sie können als einzige Förderpumpen, Minen, Solaranlagen und gewaltige Geschütze bedienen, die für das Vorankommen essentiell sind. Doch als digitale Lebensform lassen sich die kleinen nicht direkt steuern, sondern nur über einen Officer, der mit einer Fahne in der Hand, den kleinen zeigt, vorhin Sie zu gehen haben. Doch oft finden werden die Darwinianer nur grob in Richtung des Zieles geführt, so das der Spieler sich selbst Lemmings-like um seine wuselnden Freunde kömmern muss.
A propos Laser: Auch wenn es heiß hergeht - in den fordernden und actionreichen Kämpfen ist taktisch kluges Vorgehen besonders gefragt, da jedem Gegner anders beizukommen ist. Dabei spielt auch die bizarre (Festplatten-)Landschaft eine Rolle, denn von oben lässt sich bekanntlich besser kämpfen - und wer zum ersten Mal versucht, eine Granate bergauf zu werfen, weiss sofort was ich meine :) Die von euch erledigten Viren und roten Darwinianer hinterlassen ebenfalls rot leuchtende Seelen, die von euren 'Engineer'-Einheiten eingesammelt, den Rohstoff für neue Darwinians darstellen. Aber keine Angst: Das Rohstoffmanagement wie in herkömmlichen Echtzeitstrategie-Titeln spielt hier keine Rolle, denn Einheiten können bei Bedarf auf Knopfdruck oder bestimmen Mausgesten wie z.B. in Black & White hergestellt werden - bis zu einer maximalen Einheitengrenze.
Zwischendurch finden sich Forschungsmodule auf den Inseln, die Dr. Sepulveda in seinen Weiterentwicklungen seiner neuen Programmversionen, a la Armor 2.0 unterstützen. Der Spieler selbst darf frei entscheiden in welche Programme der liebe Doktor als nächstes weiterentwickeln soll. Lieber Raketen für die Scouts oder höhere Tragekapazität für die 'Engineers'? Je nachdem wie sich der Spieler entscheidet, ändert sich auch die Taktik mit der man die nächsten Aufgaben angeht.
Und die sind sehr abwechslungsreich, aber werden von mal zu mal kniffliger so das es mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad schon öfter vorkommen kann, das man von den gegnerischen Darwinianern überrannt wird. Doch dank eines gut gelösten Speichersystems wird Darwinia niemals unfair, so dass das Frustpotenzial stets sehr gering bleibt.
Mit seinem unvergleichlichen Retro-Charme (der ältere Spieler die mit Filmen wie Wargames und TRON, sowie den alten Automaten- und Atari-Spielen aufgewachsen sind, gnadenlos in seinen Bann ziehen wird), der einfachen Steuerung und des wunderbar ausgeprägten Spielflusses ist Darwinia ist eine wundervoll schimmernde Perle in der Weinachtsflut von unnötigen, langweiligen und vorhersehbaren Computerspielen. Selten wurden Nostalgie und Spielspaß so perfekt in einer Spielidee vereint und so liebevoll präsentiert. Den vier Jungs von Introversion Software kann man zu diesem wahren Kleinod nur ausdrücklich gratulieren!
Entwickler:
Introversion Software
Preis:
- $19,95 - Downloadversion über Steam (bei Vorbestellung nur $17,95)
- £19.99 (UK), $29,99 (US), €39,99 (EU) - CD-Version, Linux & Windows Version
Veröffentlichung:
14. Dezember 2005 (nur exklusiv über
Steam!)
03. März 2006
Demo: http://www.darwinia.co.uk/