Mein Geist in angeregt, ich bin in Plapperlaune. Geschichten die ich seit langem vergessen glaubte, treten in vollem Detailreichtum an die Oberfläche und sprudeln förmlich aus mir heraus. Alles nur durch den Genuß von zweieinhalb Stunden
Hitler-Kebap, von
Serdar Somuncu, der uns dafür dann nicht die "Getrennten Rechnungen" präsentiert, aber u.a. diese Redewendung aus der Türkei erklärt hat.
Serdar Somuncu, ist Deutsch-Türke, mittlerweile also deutscher Staatsbürger, geboren am 03.06.1968 in Istanbul studierte er Schauspiel, Musik und Regie in Maastrich und in Wuppertal.
Neben der Mitwirkung an diversen Produktionen für Film, Funk und Fernsehen inszenierte Somuncu über 100 Theaterstücke und wirkte bei zahlreichen Produktionen als Schauspieler mit, u.a. an den Schauspielhäusern in Oberhausen, Bremen und Bochum. Seit 1987 leitet er das Kammerensemble in Neuss.
In der Zeit zwischen 1996 und 2001 tourte Somuncu mit einer spektakulären Lesung aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“ durch ganz Europa. 1428 mal zerlegte er den Mythos um dieses Buch, in dem er die zum Teil absurden Formulierungen in all Ihrer Sinnlosigkeit mit Inbrunst herausschrie. Auch Göbbels und seine Sportpalastrede wurde danach nicht von ihm verschont.
Mit seinem neuen Programm "Hitler Kebap - Getrennte Rechnungen" wendet er sich etwas leiser, aber nicht minder leidenschaftlich und rücksichtslos, seiner deutsch-türkischen Vergangenheit und Identitätsfindung zu.
In den zweieinhalb Stunden, die eigentlich mit 4 Geschichten aus seinem letzten Buch "Getrennte Rechnungen" indem er seine Erlebnisse und Eindrücke aus seinen Kinder- und Jugendjahre als Türke in Deutschland festgehalten hat, gefüllt werden sollten, kommt er durch jede Menge politische Unkorrektheiten und ein wenig Zuschauerbeschimpfung seinen Assoziationen folgend, auf weitere unterhaltsame Geschichten und Anekdoten, in denen er aber immer wieder doch noch auf den Ausgangspunkt seiner eigentlichen Geschichten zurückkommt. Diese Anekdoten dienen ihm dazu, die deutschen und türkischen Unterschiede, Gemeinsamkeiten sowie ihre Seelenzustände - insbesondere ihre Minderwertigkeitskomplexe offen zu legen.
Das Lachen kam bei seinen Rundumschlägen z.B. über die "Suprakanaken" (Ukrainer), die deutsche Wehleidigkeit und Bernd Eichinger, in keinster Weise zu kurz. Gekonnt trafen seine Pointen unter und über der (politischen) Gürtellinie ins Ziel. Gleichgültig ob Deutsche oder Türken, Tschetschenen oder Amerikaner - jeder bekommt von Somuncu sein Fett weg, die hörbar vorbeifahrenden Züge ("Scheiss Züge! Stören meinen Auftritt! Wohin die wohl diesmal fahren?....") und auch die eigenen Eltern. Als besonders merkwürdig empfindet er, dass seine Eltern nach Griechenland in Urlaub fahren, denn „Normalerweise machen Türken das nur, um es zu besetzen.“
Besonders gut ist es ihm gelungen, sich selbst und seine melancholische Aufarbeitung seiner Erlebnisse nicht zu ernst zu nehmen, ohne dabei in Banalitäten abzudriften. „Wenn Sie sich dann genug über den Kanaken geärgert haben, machen Sie ruhig mit bei der nächsten Unterschriften-Aktion gegen Ausländer“ rät er seinen Zuhörern.
Ausgestattet mit nur einem Tisch und einem Stuhl auf der Bühne, schafft es Somuncu mit seiner Bühnenpräsenz, seiner Mimik und einem Mikro bewaffnet, das Publikum im Karlstorbahnhof auf intelligenteste Weise zu unterhalten. Erst nach einem langen Applaus und einer Zugabe, darf er die Bühne verlassen.
"Letztendlich ist das Wesen des zwischenmenschlichen Umgangs immer gleich geblieben. Er ist vor allem geprägt durch Sympathie und Antipathie. Es erfordert soziale Intelligenz und die Bereitschaft sich selbst zu überwinden um die Grenzen der anderen zu durchbrechen.
Weshalb spielt es überhaupt eine Rolle, ob jemand schwarz ist, oder weiß, oder gelb oder grün ist? Weshalb müssen türkische Eltern ihre Töchter nur mit Türken verkuppeln und deutsche um Ihre Ehre fürchten, wenn Ihre Frauen von Ausländern begehrt werden. Warum gibt es so viele Sprachen auf dieser Welt und doch immer wieder nur die gleichen Empfindungen?"
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